Die Hanmadang Weltmeisterschaft in Südkorea
Vom 26. bis 30. Juli 2024 fand in Mungyeong, Südkorea, die Hanmadang-Weltmeisterschaft im Taekwondo statt. Meine Reise begann am 24. Juli 2024 mit dem Flug von Hamburg über Frankfurt nach Incheon, Seoul. Am Flughafen Incheon wurde ich von einem Hanmadang-Empfangskomitee begrüßt. Nach der Ankunft wurden meine Koffer in einen bereitstehenden Bus verladen und gemeinsam mit der philippinischen Delegation ging es weiter zum Veranstaltungsort des Hanmadang-Turniers Mungyeong. Dort registrierte ich mich und erhielt neben meinem Teilnehmer-Ausweis eine Teilnehmer-Urkunde, T-Shirt, Schlüsselanhänger und Fächer.
Die Hanmadang-Weltmeisterschaft ist nicht nur ein Wettkampf, sondern auch ein Festival mit über 5000 Teilnehmern aus 60 Ländern. Verschiedene Disziplinen des Taekwondo‘s wurden präsentiert: Poomsae, Bruchtest, Freikampf und Taekwondo Aerobics. Dieses Turnier zieht Taekwondo-Enthusiasten aus der ganzen Welt an und bietet die Möglichkeit, Südkorea zu besuchen. Es fördert den Tourismus und unterstützt die Verbreitung der koreanischen Kultur.
Teilnahmevoraussetzung ist der internationale 1. DAN vom Taekwondo World Headquarter Kukkiwon. Schwarze Gürtel von lokalen Organisationen werden nicht akzeptiert. Es sind ausschließlich weiße Taekwondo Anzüge „Doboks“ erlaubt.
Die Sportler bzw. Teams werden über den Cheftrainer registriert. Die Startgebühr für eine Disziplin beträgt gerade mal 40 US-Dollar und umfasst den Transfer vom Flughafen zum Veranstaltungsort und zurück. Darüber hinaus deckt die Startgebühr die Übernachtungskosten und das Frühstück ab. Dieses Programm richtet sich ausschließlich an Taekwondo-Sportler, die nicht in Südkorea leben. Die Flugkosten sind nicht inbegriffen.
Ich hatte mich für die Disziplin Power Breaking mit der Faust und der Handkante angemeldet und präsentierte die TANGUN Hamburg. Meine Erfahrungen mit Bruchtests sammelte ich zuvor bei den DAN-Prüfungen. Mental visualisierte ich den Bruchtest immer und immer wieder. Angst vor Verletzungen hatte ich nicht. Vielmehr ist Selbstbewusstsein der Schlüssel zum Erfolg. Etwaige Zweifel oder Angst sich zu verletzen, hatte ich komplett ausgeschlossen.
Kurz vor meinem Bruchtest habe ich die verschiedenen Stile und Techniken der anderen Teilnehmer aufmerksam beobachtet. Jeder Sportler zeigte seinen eigenen Ansatz, den ich mit großem Interesse verfolgte. Vor dem Bruchtest mussten alle Teilnehmer ihren Namen und die gewünschte Anzahl der Dachziegel auf einem Formular angeben, unterschreiben und einreichen. Falls zwei Teilnehmer die gleiche Anzahl an Dachziegeln durchbrechen, gewinnt derjenige, der ursprünglich mehr Ziegel angefordert hat. Sollte auch diese Anzahl gleich sein, wird das Körpergewicht ermittelt, und der leichtere Teilnehmer gewinnt das Match. Ich trug meinen Namen ein und forderte 12 Dachziegel an.
Großmeister Oktay Cakir von der TANGUN gab mir vor meiner Reise technische Unterstützung und wertvolle Ratschläge, die später maßgeblich zu meinem Erfolg führten. Während des Trainings in Hamburg trainierte Oktay die relevanten Muskelgruppen. Dafür bin ich sehr dankbar. Während meiner Zeit bei Hanmadang war ich jeden Abend über WhatsApp in Kontakt mit meinem Cheftrainer und berichtet über den Verlauf des Turniers.
Die Berechnung der Energie, die für den Bruchtest erforderlich ist, erfolgt durch die Multiplikation von Masse und Geschwindigkeit. Der Eintrittswinkel der Faust sollte horizontal von oben nach unten verlaufen, um die maximale Wirkung zu erzielen. Ein stabiler Stand war ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Ich wählte die Fußstellung Apkubi und faltete kurz vor dem Bruchtest die Schutzmatte zusammen, um direkten Bodenkontakt zu haben. Balance und maximale Kraftübertragung wurden dadurch gewährleistet.
Der Ablauf des Bruchtests beginnt mit einer Verbeugung vor der Jury. Danach hat man 60 Sekunden Zeit, die Dachziegel zu stapeln. Es ist sicherzustellen, dass die Dachziegel stabil und ordnungsgemäß übereinander liegen. Eine Überschreitung der Zeit führt zur Disqualifikation. Anschließend überprüft man seinen Namen auf dem Monitor und bestätigt dessen Richtigkeit. Mit dem Kommando „Sijak“ startet der 20-Sekunden-Countdown, innerhalb dessen der Bruchtest durchgeführt werden muss. Eine Zeitüberschreitung führt automatisch zur roten Karte und somit zur Disqualifikation.
Parallel zum Power Breaking liefen auf vier anderen Courts weitere Wettbewerbe mit Poomsae und Taekwondo Aerobics. Die Geräuschkulisse war sehr laut!
Trotz des Lärms und des Adrenalins war ich äußerst konzentriert und blendete alle Geräusche und Ablenkungen aus. Ich fokussierte mich ausschließlich auf den Punkt des Bruchs.
Beim Ausführen des Faustschlags harmonisierte ich meine Atmung und den Kampfschrei perfekt mit dem Schlag. Die gebündelte Energie durchdrang zehn Dachziegel mit beeindruckender Kraft. Anschließend zählte der Schiedsrichter die unversehrten Dachziegel und übermittelte der Jury die Anzahl der zerstörten Ziegel.
Das nachträgliche Drücken der Dachziegel nach dem Faustschlag ist nicht erlaubt und führt zur Disqualifikation. Ebenso wird man disqualifiziert, wenn man das Gleichgewicht verliert und umkippt. Das Bandagieren oder die Benutzung von Klebeband an der Faust ist untersagt. Zur Kontrolle werden die Arme stichprobenartig abgetastet.
Einige Teilnehmer wurden disqualifiziert, wobei in Zweifelsfällen eine sofortige Videoanalyse durch die Schiedsrichter erfolgte. Die Jury war technisch hervorragend ausgestattet. Der Einsatz von Hightech Videoequipment macht in meinen Augen Sinn. Nach meinem Bruchtest trat ich drei Schritte zurück, verbeugte mich vor der Jury und setzte mich.
Ich gewann den dritten Platz und damit eine Bronzemedaille. Diese Leistung verkürzt meine Wartezeit zur nächsten DAN-Prüfung um 40%. Eine Silbermedaille hätte eine Verkürzung um 60% und eine Goldmedaille sogar um 80% bedeutet. Dieser Joker darf nur einmal im Leben eingesetzt werden. Stolz kehrte ich mit dem Shuttle ins City Hotel zurück. Oft wurde ich gefragt, ob meine Hand schmerzte oder verletzt sei, aber sie blieb unversehrt.
Die darauffolgenden Tage waren in der Tat ein wahres Taekwondo Festival. Ich lernte viele großartige Sportler kennen und neue Freundschaften entstanden. Mir wurde beim Hanmadang klar wie vielfältig Taekwondo sein kann.
Mein besonderer Dank gilt dem Kukkiwon-Team für die exzellente Organisation des Events. Die Hilfsbereitschaft und perfekte Planung waren sensationell. Übrigens allein für das Abräumen der zerstörten Dachziegel waren 10 Mitarbeiter parallel aktiv.
Hanmadang war ein weiteres Highlight in meiner Taekwondo-Karriere. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr, wenn ich wieder dabei sein darf. Übrigens die Anmeldung zum Hanmadang Turnier erfolgt ausschließlich online über die Webseite https://hanmadang.kukkiwon.or.kr
Nach der Closing Ceremony wurden wir mit einem Shuttle zurück nach Seoul zum Kukkiwon gebracht. Dort nutzte ich die Gelegenheit, die heiligen Hallen kurz zu betreten, in denen ich ein Jahr zuvor meinen Master Course absolviert hatte. Die Erinnerungen an meine Zeit dort mit Großmeister Oktay Cakir wurden sofort wach. Am Eingang standen Pappfiguren des Kukkiwon-Demoteams. Einige von ihnen erkannte ich wieder vom Hamburger Hafengeburtstag, wo ich die Anmoderation für die koreanischen Sportler übernommen hatte.
Meine Familie wartete bereits im Auto auf mich. Dankbar, erschöpft und glücklich verließ ich das Kukkiwon Headquarter in Seoul. Nun begann der zweite Teil des Urlaubs: Der Besuch meiner koreanischen Verwandten und das Genießen der kulinarischen koreanischen Küche. Ich wünsche allen Taekwondo-Sportlern, Hanmadang hautnah zu erleben. Taekwondo, koreanische Kultur und respektvolle Sportler aus der ganzen Welt zu treffen, war für mich das Sommer-Highlight 2024.